Zar Iwan der Schreckliche
Im Laufe des vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderts kam es zum zunehmenden Zerfall der Goldenen Horde, sodass das Großfürstentum Moskau wieder erstarken konnte.
Es war Iwan der Schreckliche (1530-1584), der sich 1547 als erster Großfürst von Moskau zum Zaren krönen ließ, was in der westlichen Terminologie dem Rang eines Kaisers entspricht.

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Iwan der Schreckliche / Sergei Lawrow (AstroPointer)
Als Achtjähriger zum Waisen geworden, wuchs er in Angst, Schikane und unter täglichem psychischen Terror auf, da er aufgrund der innerbojarischen Machtkämpfe um das Fürstentum, als legitimer, doch minderjähriger Nachfolger, ständig um sein Leben fürchten musste.
Trotz all dieser lebensbedrohlichen Umstände gelang es ihm als Siebzehnjähriger den Thron zu besteigen und die Akzeptanz als Zar von Russland im In- und Ausland zu erlangen. Iwan IV. erwies sich als fähiger Außenpolitiker. Er baute erste Handelsbeziehungen zu England unter Elisabeth I., der Tochter Heinrichs VIII., auf. Gleichzeitig gewann er im Osten durch Krieg und Eroberung neue Gebiete für Russland hinzu. Das russische Reich expandierte und erstarkte in der ersten Hälfte seiner Herrschaft.
Stephan Bathory
Trotz der Niederlage im Livländischen Krieg gegen Stephan Bathory (1533-1586), wodurch Russland den Zugang zur Ostsee verlor, als auch der Umstand, dass ihn sein Volk aufgrund seines Terrorregimes fürchtete, hielten ihn nicht davon auf, die Ausdehnung des russischen Reiches im Osten voranzutreiben, wenn dies auch zum Verlust des strategisch wichtigen Zugangs in den Westen und dem notwendigen Rückhalt in der eigenen Bevölkerung führte.

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Stephan Bathory / Mateusz Morawiecki (AstroPointer)
Sehen wir nicht hier ebenso eine Parallelität der Geschichte, oder gar mehrere? Sergej Lawrow findet soeben eine Situation vor, in welcher durch Sanktionen der Europäer die Handelsbeziehungen zu Russland auf Eis gelegt wurden und der Gesprächsfaden abgerissen ist. Der Zugang zum Westen wird ihm verwehrt bzw. er wurde durch die Sanktionen zu einem gewissen Grade davon abgeschnitten.
Zu einer der schärfsten Gegner Russlands in Europa gehört der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki, der in seiner Erscheinung, seinem psychologischen Verhalten und seiner Rolle, die er für Polen spielt, stark an Stephan Bathory erinnert. Stehen sich hier etwa zwei alte politische Feinde gegenüber?
Iwans brutale Repressalien gegen das eigene Volk und die damit verbundene Angst selbst zum Opfer werden, führten im Laufe der Zeit bei Iwan dem Schrecklichen zu einem zunehmenden Verfolgswahn. Ähnlich wie vier Jahrhunderte später, witterte er wie Josef Stalin, nur mehr Verräter um sich.
Seine Kindheitstrauma hatten ihn offensichtlich maßgeblich geprägt, wurden jedoch in der Phase seiner Herrschaft in die Außenwelt ausagiert, da er die absolute Macht hatte und nicht mehr das minderjährige, mit seinem Leben bedrohte, Kind war.
Er begann den Erbadel bzw. die Bojaren zu verfolgen und baute eine Leibgarde auf, die ihm als Terrormiliz dazu diente. Etwaige Verräter, die seiner Herrschaft gefährlich werden könnten, wurden öffentlich gefoltert und hingerichtet. Er ließ sogar Menschen zu Tode kitzeln. So kam er letztlich zu seinem Beinamen der Schreckliche.
Iwan den Schrecklichen sollte man trotzdem nicht auf einen primitiven brutalen Gewaltherrscher reduzieren. Er war für seine Zeit hochgebildet, ein ausgezeichneter Redner und verfügte sowohl über militärische, kaufmännische und politische Fähigkeiten.
Iwan der Schreckliche entstammte der Dynastie der Rurikiden. Er soll den Überlieferungen nach in einem Wutanfall seinen eigenen Sohn erschlagen haben. Sein drittgeborener Sohn Fjodor I. war geistig zurückblieben und unfähig zu herrschen, sodass 1598 mit dem Tod von Fjodor die Herrschaft der Dynastie der Rurikiden endete. Boris Godunow, der bis dahin als Regent für den geistig zurückgebliebene Fjodor herrschte, ergriff nach dessen Tod die Macht in Russland.
Die Gudonows sollten allerdings nicht lange über Russland herrschen und nach achtjährigen Wirrnissen und Herrscherlosigkeit, begann 1613 mit Michael I., die Herrschaft der Romanows, die bis 1913 zum Sturz von Zar Nikolaus II. und Zarin Alix Hessen von Darmstadt andauerte.
Zar Peter der Große
Es war Peter der Große (1672-1725) aus dem Hause Romanow, der das russische Reich modernisierte, westliche Berater in das Land holte und auf diese Weise den westlichen Werten der Aufklärung Einlass nach Russland gewährte, als auch die stärkere politische und kulturelle Ausrichtung Russlands gegen Westen einleitete.

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Zar Peter der Große / Heinz Fischer
Führte etwa die westliche Orientierung dazu, dass Peter der Große heute nicht mehr in Russland herrscht, sondern seinen Platz in einer westeuropäischen Nation gefunden hat, wo er als Österreichischer Präsident in Erscheinung trat?
Bedenkt man die guten Beziehungen, die Österreich unter seiner Präsidentschaft zu Russland entwickelte, ist dies keineswegs abwegig. Vor allem, wenn wir die Beziehungen seines privaten und politischen Umfeldes genauer beobachten. Der österreichische Bundeskanzler und politische Weggefährte Alfred Gusenbauer, Netzwerker und Feinschmecker, erinnert an die fähige Zarin und Frau von Peter dem Großen, Katharina I. Sie stammte angeblich von einem litauischen Weinbauern ab. Politikerin und Weinbauer, jetzt erlesener Weinkenner und Politiker? Zufällige Parallelität?
Katharina I. und Francis Le Fort

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Zarin Katharina I. / Alfred Gusenbauer
Man beachte auch die Erscheinung von Margit Fischer, der Ehefrau von Heinz Fischer. Erinnert Sie uns nicht unweigerlich an den französischen Militärberater und engen Vertrauten von Zar Peter dem Großen, Francois Le Fort? Bei Katharina I. liegt es vermutlich nicht fern, dass sie ihren Geliebten Grigori Alexandrowitsch Potjomkin geheiratet hat.

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Francois Le Fort / Margit Fischer
Alexei von Russland
Dieser Bruch mit den orthodoxen Werten Russlands durch Zar Peter den Großen, kam jedoch indirekt bereits damals durch den Konflikt zwischen Zar Peter dem Großen als Vater und seinem Sohn Alexei von Russland zum Ausdruck. Da Alexei ein Gegner der Reformen Peter des Großen war, floh er in das Ausland, wurde jedoch von Gesandten des Vaters dazu überredet zurückzukehren. Da er jedoch nicht bereit war der Thronfolge abzudanken, wurde er der Verschwörung angeklagt, inhaftiert und starb an den Verletzungen seiner Folter.
Alexander Dugin ist gegenwärtig Politiker, politischer Philosoph, studierter Politologe und Publizist. Er leitete zwischen 2010 und 2014 den Lehrstuhl für Soziologie und internationale Beziehungen an der Lomonossow-Universtät in Moskau. Er gilt als geistiger Vater des politischen Konzepts der Euasischen Union von Lissabon bis Wladiwostok unter der Führung Russlands. Seine politischen Visionen sollen nicht nur bei Wladimir Putin Gehör finden, sondern auch bei vielen europäischen Politphilosophen, die dem nationalkonservativen Lager zuzurechnen sind. Seine Tochter verlor bei einem Anschlag, der ihm galt, ihr Leben.

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Alexei von Russland / Alexander Dugin
Sind eventuell die liberal orientierten russischen Herrscher in den Westen inkarniert, weil die russische Volksseele nicht mehr mit ihren Wertvorstellungen harmoniert, sodass sie in Russland keine Möglichkeit finden, um politisch an die Macht zu gelangen? Wäre es da nicht logisch, dass ihm Gegenzug diejenigen in Russland wieder an Bedeutung und Macht gewinnen, die einst dem orthodoxen Lager zuzurechnen waren, wie Alexei von Russland, der mich an den russischen Philosophen Alexander Dugin erinnert?
Zar Peter der Große, wäre dieser These entsprechend, seiner geistigen Linie in Richtung westlicher Werte auch körperlich gefolgt und vertritt gegenwärtig, wie es scheint, liberale sozialdemokratische Werte. Hingegen wäre Alexei von Russland in seinen nationalkonservativen und orthodoxen Werten verwurzelt geblieben und hat gegenwärtig für seinen sozialen Aufstieg und Einfluss in Russland einen idealen geistigen Boden vorgefunden.
Geistige Verwandtschaft kann scheinbar in manchen Fällen die geografische Verwurzelung und Zugehörigkeit, eines Geistes zu einem Volk, überwinden. Auf der anderen Seite beobachten wir, dass ältere Geister sogar in fremden Nationen an die Spitze der politischen Macht gelangen können.
Es war Zar Peter dem Große, der damals Kaiser Leopold in Wien besuchte, wodurch die diplomatischen Beziehungen zwischen Russland und Österreich ausgebaut wurden und dies sogar zu einer partnerschaftlichen Annäherung dieser beiden ehemaligen Konkurrenten im Laufe der kommenden Jahrhunderte geführt hat. Ist es vielleicht ein gutes Karma, welches sich Zar Peter der Große durch sein friedenstiftendes politisches Wirken geschaffen hat, weswegen er sogar auch vom österreichischen Volk zu seinem Präsidenten auserwählt wurde?
Zar Michael I.
Gleichzeitig macht es den Anschein, dass die Lücke der Herrschaftslosigkeit und acht Jahre andauernden russischen Wirren, die nach dem Tod von Iwan dem Schrecklichen entstanden und erst mit dem Herrschaftsantritt von Michael I. aus dem Hause Romanow endete, durch die Ehe zwischen der einzigen Tochter von Sergej Lawrow und seinem Schwiegersohn Alexander Vinokurow, einem russischen Milliardär, der auf der Sanktionsliste der EU steht, geschlossen wird. Man könnte von verborgenen Selbstheilungskräfte einer Nation sprechen, die darin ihren Ausdruck finden.

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Zar Michael I. / Alexander Vinokurow
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(Frank Felber)