Die Imagination, die Ausdrucksfähigkeit unseres Geistes
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich an den Imaginationsübungen im Buch von Franz Bardon in meinen Zwanzigern verzweifelt bin. Man liest den Weg zum wahren Adepten, doch wenn der Geist und die Seele noch nicht reif sind, vermögen sie das einfach dargebotene Wissen trotzdem nicht umzusetzen.
Erst wenn unser Geist klar, ruhig und schauend geworden ist, wenn die Seele im Lichte weilt und Frieden in sich trägt, werden uns unser Geist und unsere Seele so bewusst, dass wir sie unterscheiden und steuern können.
Wille, Verstand, Gefühl und Körper
Der Geist ist unser Wille. Beobachten Sie einmal in Ruhe. Zuerst ist immer der Wille. Er erzeugt eine Vorstellung im Geiste, der Verstand setzt sich in Gang und wir erzeugen durch unsere Gedanken die Gefühle, die uns in Bewegung setzen. Sie wollen z.B. in die Stadt fahren und sehen diese Vorstellung in sich.
Alles beginnt mit dem Willen. Der Wille findet seinen Ausdruck in einer geistigen Vorstellung, weswegen derjenige, der seinen Willen beherrscht, eine starke Imaginationsfähigkeit entwickelt.
Durch unsere Imagination findet unser Willen seinen Ausdruck. Je plastischer und realer unsere geistige Imagination ist, desto unmittelbarer werden die geistigen Kräfte in Bewegung gesetzt, die diesen Willen in Realisierung bringen.
Wir schreiben etwas in die geistige Matrize und es beginnt sich unmittelbar zu realisieren. Wir bezeichnen es als Magie.
Das Ego vergeht und wir wollen das, was Gott wollte
Die Einweihung ist ein Vergeistigungsprozess, der auf dem Erleuchtungspfad dazu führt, dass wir das wollen, was Gott und die Vorsehung für uns wollten. 99,9% der Menschen wollen jedoch irgendetwas anderes. Sie wollen nicht das Richtige tun, was zu tun wäre. Ihre Priorität liegt darin das zu wollen, was sie gerade befriedigt und zu leiden, wenn sie etwas anderes tun müssen.
Dieser schmerzhafte Kreislauf bezeichnen wir als unser Ego. Wir leiden solange, bis wir nicht mehr etwas für uns selbst wollen, sondern dienen wollen.
Das Ego ist unser Ich und dieses Ich findet in unserem Willen Ausdruck. Ist unser Wille egoistisch oder selbstlos?
Der Erleuchtungsprozess bewirkt eine zunehmende Abstimmung und Vereinigung unseres Wesens mit den himmlischen Sphären und dem Willen der Vorsehung. Wir wollen das, was der Himmel will. Unser ganzes Wesen will durch diesen alchemistischen Prozess nur mehr das, was Gott und die göttliche Vorsehung für uns wollten. Wir sind ebenso zu einem Arbeiter in Gottes Weinberg geworden.
Unser Geist und unsere Seele müssen still werden, um diesen alchemistischen Prozess einzuleiten. Verzicht, Arbeit, Meditation und Dienst fördern diesen Prozess des Stillwerdens. Jagd nach Geld, Sex, Genuss und Bedeutung für andere, erschweren diesen Prozess.
Wir müssen lernen nicht wichtig sein zu wollen und uns nicht wichtig zu nehmen. Unser Wille muss schweigen. So wird das Göttliche durch uns zu wirken beginnen und wir wollen immer das, was Gott und die Vorsehung für uns wollten.
Unser Wille, unser Geist und unsere Seele werden beeindruckbar durch den Göttlichen Willen. Der Himmel spricht zu uns und wirkt durch uns. Wir werden göttlich.
Ungeduld löst sich auf
Es können Jahre vergehen und wir haben das Gefühl es geht nichts weiter. Wir verstehen nicht die Lektion des Pratyahara. Die Zurückziehung der Sinne (Pratyahara) braucht die Selbstlosigkeit. Die Selbstlosigkeit ist der Schlüssel zu fast allem und doch kann man diese nicht trainieren, noch erlernen. Das Ego lassen wir nur unter Schmerz los.
Wenn wir uns der geistigen Welt zuwenden und unser Bewusstsein immer geistiger wird, verstärkt sich unsere Imaginationsfähigkeit automatisch, denn die Imagination wird zu einem selbstverständlichen Instrument, wie dies unsere Hände für unseren physischen Körper darstellen.
Entweder wir lassen unsere Imagination beeindrucken, oder aber wir setzen diese ein, um Kräfte in Bewegung zu setzen. Wir ziehen die Kräfte an, die das Werk erschaffen, das wir wollen. Doch jetzt ist unser Wille selbstlos, jedoch höchst kraftvoll. Unser Vorstellungen werden immer plastischer, klarer, weil wir bewusst schauen, was wir wollen.
Pratyahara gipfelt in der Fähigkeit, sich bewusst so klein wie ein Atomteilchen zu erfahren. (Sonne/Neptun), oder sich so groß wie das Universum ausdehnen zu können.
Pratyahara hat zur Folge, dass wir durch das Nadelöhr, von welchem Jesus sprach, unser Bewusstsein in den Geist zurückziehen können.
Die geistige Welt hat für uns im wahrsten Sinn des Wortes Priorität erlangt. Was Gott und die Vorsehung von uns wollten, wollen wir auch und setzen es um. Wir werden zu selbständigen Arbeitern im Weinberg des Herrn.
Jetzt geht von unserer Magie keine Gefahr mehr aus. Wir wollen uns nicht mehr beweisen, sondern dienen. Wir fühlen uns dabei weder klein noch groß. Wir tun einfach, was zu tun ist, weil wir das wollen und nichts anderes. Die Seele des Erleuchteten erzeugt kein Spannungsfeld in ihm zwischen dem Ego und dem Willen der Vorsehung, weil er gar nichts anderes will. Er lebt in Frieden und hat ein wenig mit seiner Seele an den paradiesischen himmlischen Sphären teil. Er ist verbunden mit seinen himmlischen Freunden.
Intuition
All die Bücher, die wir studiert haben und all das Wissen, welches wir brauchten, um uns eine Vorstellung von dem Weg der Erleuchtung zu machen, waren Mittel zum Zweck, um intuitiv zu werden. Intuition ist die Sprache der himmlischen Wesen. Wir sehen und hören das Wahre im Geiste und fühlen in unserer Seele, ob etwas wahr und gut ist.
Der Intuitive schaut und fühlt. Der Intuitive braucht nicht auf die Krücke des Verstandes zurückgreifen, um zu Erkenntnis und Verstehen zu gelangen. Wer durch seinen Willen in Resonanz zu den himmlischen Sphären und ihren Wesen gelangt ist, der sieht und hört das in sich, was die Vorsehung wollte. Intuitiv versteht er, was jetzt von Bedeutung ist.
Der Intuitive will nicht mehr wissen, als er weiß, sondern vertieft seine Meditation, seine Reinheit und Ruhe. Die Ewigkeit, die er bereits erfährt, lässt ihn geduldig werden, bis er Ungeduld nicht mehr kennt. Er lebt in der Fülle des Verstehens und der Zufriedenheit. Er tut selbständig, ohne den Druck des Karma, was zu tun ist.