Zitate der Weisen

Wenn ich die Zitate der unterschiedlichen Philosophen und Gelehrten dieser Welt lese und sie gleichzeitig in ihrer gegenwärtigen Inkarnation beobachte, komme ich zu dem Schluss, dass die meisten ihrer Zitate dem Kampf mit ihren eigenen Schwächen entspringen.
Bevor wir zu etwas selbst geworden sind, reden wir darüber klug.

Meine persönliche Erfahrung führt mir immer wieder den frappanten Unterschied zwischen Theorie und Praxis vor Augen. Diejenigen, die ihr Ego wichtig nehmen, spielen sich als die klugen Lehrmeister auf und versuchen die Liebe von Schülern zu bekommen, die sie nicht in sich selbst verwirklicht haben. Sie werden die Erzieher von Scheinheiligen, die ebenso nur in der Theorie weise und gut sind, jedoch im herkömmlichen Leben an ihrem Ego scheitern. Der Theoretiker versucht das Problem zu beschreiben und sinnt nach einer Lösung, die er lauthals in die Welt hinausschreit, um seinen Schmerz zu lindern, dass er das, was er anderen lehrt, in der Praxis nicht verwirklicht hat.

Der Mensch hält verbissen an seinen schlechten Eigenschaften fest und verteidigt sie wie Errungenschaften, anstatt sein Herz zu öffnen, sodass sie dahinschmelzen würden.

Wer sein Herz öffnen kann, der versteht die katholische Weisheit “Hände falten, Goschen halten”. Er taucht in die Welt des Heiligen Geistes ein und lässt sich von diesem wie ein Kind an der Hand nehmen. Er betrachtet die Welt nicht aus dem Blickwinkel seines Standpunktes, sondern mit der Weisheit Gottes. Er sieht das Wesentliche.

Der Denker und Philosoph scheitert an seinem Stolz, weil er nicht zugeben kann, dass er nur klug über etwas spricht, was er jedoch selbst noch nicht geworden ist. Der Liebende kann nicht scheitern, denn er nimmt durch seine Liebe am Göttlichen Wunder teil.

Der Theoretiker

Der Theoretiker, der die spirituellen Lehren nur intellektuell erfasst, jedoch nicht selbst deren Weisheit charakterlich verwirklicht hat, wird im Laufe der Inkarnationen zu einem beißenden verbitterten Kritiker der Menschen werden. Er wird zum Misanthropen, der zugleich um Bestätigung und Anerkennung ringt. Er bekommt die “Lehrerkrankheit” der Überheblichkeit und des Stolzes, bei gleichzeitigem Heischen nach Anerkennung und Pochen auf Autorität, die man nicht hat.

Wenn wir uns nicht aktiv darum bemühen, im Alltagsleben das zu realisieren und durch unsere Gedanken, Gefühle und Taten zu leben, wovon wir in der Theorie überzeugt sind, dann enden wir einsam, weil andere bemerken, dass wir Scheinheilige sind und keine wirklichen Lehrer, die das Beste in jedem Menschen möglich machen.

Der Erleuchtung geht ein schmerzhafter Läuterungs- und Selberziehungsprozess in Geist und Seele voraus. Der Verstand ist meist bei einem jeden um Meilen weit voraus. Beim Theoretiker immer. Seine Seele ist jedoch in einem völlig anderen Zustand, als wo er sich zu wähnen scheint.
Erst wenn unser Verstand zu schweigen beginnt, weil wir ihn degradiert haben, öffnet und breitet sich die Seele aus. Frieden kehrt ein. Die Stille, die sich ausbreitet, tut gut.

Die Seele beginnt nun zu realisieren, indem uns als erster Schritt in diesem Läuterungsprozess die Bedeutung des Seelenzustandes und der Wert des Seelenfriedens bewusst wird. Zuvor haben wir unsere Seele noch nicht wirklich wahrgenommen. Unser Intellekt hat die Seele unterdrückt. Jetzt aber beginnen wir durch die Kraft der Seele den Tempel Gottes zu errichten.

Die Seele als Vermittler von Gott und dem Heiligen Geist zu unserem Bewusstsein als verkörperter Mensch, ist der Türöffner zur spirituellen Welt. Ist unsere Seele krank, wird unser Geist etwas wollen, was uns von Gott entfernt.
Der Theoretiker wird sich krampfhaft auf die Zehenspitzen stellen.

Der Praktiker

Wer seine Seele bewusst zu fühlen beginnt, der fühlt, dass wir immer unglücklich werden, wenn wir uns von der Liebe entfernen. Handeln wir entgegen dem, was unser Herz sagt, zerrüttet dies unseren Seelenzustand und wir entfernen uns von der Quelle Gottes. Der Heilige Geist kann gar nicht über uns kommen, weil die Seele als Vermittler zum Bewusstsein nicht funktioniert.

Der Praktiker handelt nach seinen Worten. Er ist ein aufrichtiger Lehrer. Er beschönigt nicht seine Fehler und hat trotzdem die Autorität aufgrund dessen, was er tatsächlich realisiert hat. Der Praktiker, der sich auch wirklich tagtäglich darum bemüht seiner gewonnenen Lebensweisheit auch entsprechende Taten folgen zu lassen, wird früher oder später tatsächlich zu einem Erleuchteten und eingeweihten Hermetiker, weil ihm aus seinen Charaktertugenden göttliche Fähigkeiten erwachsen. Jede Tugend ist auch eine göttlich spirituelle Fähigkeit. Wo die Tugend nicht realisiert wurde, fehlt die magische Kraft.

Derjenige, der tatsächlich realisiert und das geworden ist, was er lehrt, dem eröffnet und offenbart sich im Laufe der Zeit die spirituelle Dimension des Lebens, die für den Intellektuellen nicht einmal in seiner Vorstellung nachvollziehbar ist, weil die Grenzen seines Denkens die Grenzen seiner Welt sind.

Der Heilige Geist und der Intuitive ergänzen sich wie eine Wasserquelle und ein Krug. Der Heilige Geist ist ein Segen, der uns alle Zusammenhänge zwischen Himmel und Erde verstehen und den Charakter eines jeden Wesens sehen lässt.
Das wachsende Seelenheil, welches der Praktiker in seiner Seele als sich ausbreitende Liebe empfindet, wird zu einem fortwährenden Genuss, sodass wir uns des Lebens immer mehr erfreuen und dankbar dafür sind. Wir müssen nicht wichtig sein, oder Applaus erhalten, um glücklich und dankbar zu sein. Wir haben genügend Liebe in uns.

Ein spiritueller Erwachter ist sich der wesenhaften und ewigen Dimension des Lebens bewusst geworden und lässt sich nicht von der materiellen vergänglichen Erscheinungswelt blenden. Wenn der Schleier der materiellen Welt sich lüftet, erwachen wir als spirituelle Wesen, die ewig leben. Das Bewusstsein der Ewigkeit führt einem die Sinnlosigkeit vor Augen sich mit der Außenwelt zu reiben.
Wenn die Seele keinen Frieden hat und voller Liebe ist, ist und bleibt das Leben eine Qual. Es bleibt nur die demütige, aufrichtige und ehrliche Rückbesinnung auf unsere Seele und ihren Zustand. Unser Seelenzustand ist der einzig sinnvolle Maßstab, an dem wir uns beurteilen sollten, was spirituell tatsächlich realisiert haben.