Der Mensch formt sich und seine Lebensumstände selbst
Wenn ich auch gerade selbst mit dem Transit Neptun durch mein 6. Haus dazu aufgefordert bin, in meinem Alltag noch mehr Liebe, Einfühlungsvermögen und Hingabe zu entwickeln um anderen Menschen mit meiner Arbeit zu dienen, merke ich, wie mich der Transit Neptun im Quadrat zu meiner Sonne gleichzeitig müde und unmotiviert werden lässt.
In den vergangenen Monaten konnte ich durch Begegnungen verstehen lernen, dass ein jeder Mensch in seinem Wesen auch im hohen Alter noch genau so ist, zu dem er sich im Laufe seines Lebens selbst geformt hat. Hat jemand ein hohes Lebensalter erreicht, kann und will er ohnehin seine Wesensart nicht mehr verstecken, weder vor sich selbst, noch vor anderen. Er ist, wie er ist und zeigt sich auch so.
Kollektiv sind wir jedoch dazu geneigt, eigenwillige und festgefahrene Verhaltensweisen mit einem hohen Alter zu entschuldigen. Sei es durch Krankheit, schwere Schicksalsschläge oder abnehmende geistige Flexibilität. Wir tun so, als sei nicht der Mensch selbst dafür verantwortlich wie er im Alter geworden ist, sondern nur die Umstände des Alterns an sich.
Verstehen Sie mich nicht falsch, Respekt vor dem Alter, sowie Einfühlungsvermögen in die jeweilige Lebenssituation halte ich für gut und richtig. Allein deshalb, weil der ältere Mensch mir einige Jahre an praktischer Lebenserfahrung voraus hat, die ich als jüngerer Mensch nur theoretisch nachvollziehen kann. Auch die Autorität gehört zu den Eigenschaften des Saturns, die sich ein Mensch meist durch zunehmende Reife im Alter erwirbt.
Die Herzensentwicklung und Liebesfähigkeit eines Menschen steht jedoch auf einem anderen Blatt Papier und dürfen unabhängig des Respekts vor den erreichten Lebensjahren betrachtet werden. Öffnen wir im Laufe unseres Lebens nicht ganz bewusst unser Herz und entwickeln aktiv unsere Liebesfähigkeit heraus, ist die Gefahr nämlich groß, in der saturnischen Lebensphase des Alters erst recht zu verbittern und an innerer Lebensfreude zu verlieren.
Das Altern ist für niemanden leicht! Beinahe ein jeder, wenn er sich auch bereits um positive Tugenden bemüht hat, erfährt irgendwann einen schmerzhaften Verlust des Lebenspartners oder leidet an einem körperlichen Gebrechen. Es gehört zu unserer irdischen – saturnischen – Natur, dass die Materie vergeht. Nur der Geist lebt ewig, weswegen wir ihm mit zunehmenden Alter immer mehr Aufmerksamkeit widmen sollten.
Ein Mensch der zu lieben gelernt hat, wird jedoch trotz aller saturnischen Mühen und Entbehrungen des Alters eher noch liebender, ein verbitterter und verschlossener Mensch hingegen, noch unzufriedener. Eine jede Veränderung am eigenen Charakter wird mit zunehmenden Alter schwerer bis unmöglich.
Alltag
In meinem beruflichen Alltag treffe ich meist entweder auf alte Menschen die offen, herzlich, liebend und trotz aller Umstände dankbar für ihr Leben sind oder auf Menschen, die immer mehr verbittern, vereinsamen, frustriert und unzufrieden sind. Bei Letzteren macht sich oftmals früher eine Lebensmüdigkeit und ein Lebensunwille bemerkbar.
Der Unterschied liegt aber gar nicht so sehr in den einzelnen Schicksalsschlägen, sondern im Menschen selbst. Denn auch die liebenden und dankbaren Menschen erfahren im Alter Verluste oder leiden an einer altersbedingten Erkrankung. Sie schaffen es jedoch trotz der saturnischen Beschwerlichkeiten dem Leben willentlich noch etwas abzugewinnen und können die innere Lebensfreude länger aufrechterhalten. Ihr Lebenswillen bleibt durch ihre Liebesfähigkeit und Liebe zum Leben länger erhalten.
Ehrlich gesagt, ist es natürlich auch klar, zu welchen Menschen man als Pfleger oder Betreuer lieber fährt und welche Dienste einem mehr Kraft und Energie kosten.
Somit dient ein Mensch, der im Laufe seines Lebens seine Liebesfähigkeit weiterentwickelt in Wahrheit auch noch im hohen Alter seinen Mitmenschen, indem er durch seine herzliche Art weniger “zur Last” wird und man ihn wiederum gerne betreut. Dieses Empfinden haben oftmals auch Angehörige, wenn sie es verständlicherweise auch nicht immer zugeben können.
Die Fähigkeit, trotz Schicksalsschläge oder dem leidigen Alterungsprozess an sich ein liebender Mensch zu bleiben, bilden wir in uns selbst heraus, indem wir ein Leben lang bewusst an unserer Herzensentwicklung arbeiten. Es scheint die sinnvollste Arbeit die wir für uns und andere tun können, um unsere innere Lebensfreude so lange wie möglich zu erhalten und das Geschenk der zunehmenden Lebensweisheit und Herzensliebe im Alter genießen zu können.