Was bezweckte die Strafe von Sisyphus?

Haben Sie sich schon mal gefragt, was die Strafe, die Sisyphus erhalten hatte, bezwecken sollte? Warum wurde er mit einer scheinbar sinnlosen Tätigkeit bestraft?

Betrachten wir zuerst die Taten von Sisyphus, wegen derer er von gleich mehreren Göttern letztendlich bestraft wurde. Sisyphus war der König von Korinth und galt als äußerst schlau und listig. Seine Handlungen, die ihn in Konflikt mit den Göttern brachten, waren folgende.

  1. Er verriet Zeus an den Flussgott Asopos, als dieser dessen Tochter Aigina entführt hatte.
  2. Er überlistete den Tod (Thanatos), indem er ihn betrunken machte und fesselte. Dadurch konnte niemand mehr sterben.
  3. Als der Kriegsgott Ares den Tod befreite, wurde Sisyphus in die Unterwelt gebracht.
  4. Vor seinem Tod hatte Sisyphus seiner Frau Merope befohlen, ihm keine Totenopfer darzubringen.
  5. Er nutzte dies als Vorwand, um Hades zu überzeugen, ihn kurz in die Oberwelt zurückkehren zu lassen.
  6. Zurück im Reich der Lebenden, weigerte sich Sisyphus, in die Unterwelt zurückzukehren.
  7. Schließlich wurde er von Hermes gewaltsam in die Unterwelt zurückgebracht.

Als Strafe für seine Vergehen wurde Sisyphus dazu verdammt, für alle Ewigkeit einen schweren Felsbrocken einen Berg hinaufzubewegen. Jedes Mal, wenn er den Gipfel fast erreicht hatte, rollte der Stein wieder hinunter und er musste von vorne beginnen.

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Von der scheinbaren Sinnlosigkeit zum Sinn

Im ersten Moment erschreckt uns bei dieser Strafe vermutlich die Zeitdauer der Ewigkeit. Dann die Strafe an sich, da wir das, was er tun musste, als sinnlos einstufen würden.

Die Strafe des Sisyphus muss man jedoch aus der spirituellen Ebene betrachten, um zu verstehen, was sie dem Menschen lehren soll. Diese Strafe bezog sich auf den Geist und die Seele des Sisyphus.

Das Urteil der Ewigkeit wird nur dann gefällt, wenn derjenige bereits in einer Zeit vor dieser Zeit in den himmlischen Sphären weilte und um die Ewigkeit aus Erfahrung wusste. Also jemand, der die Wahrheit kennt, dass Gott und die göttliche Vorsehung und ihre Hierarchie (Ordnung) existieren.

Sisyphus wusste ganz genau, dass es falsch und vollkommen sinnlos ist, sich gegen diese Wahrheit und Ordnung der Götter zu stellen, doch tat er dies trotzdem immer wieder. Er handelte aus Überzeugung und missbrauchte seine Macht, sein Wissen und seine Intelligenz, um die Götter zu täuschen, zu belügen und ihnen zu schaden. Er handelte in vollem Bewusstsein, denn seine Handlungen geschahen aus Kalkül.

Sisyphus musste verstehen lernen, dass er immer unglücklicher werden würde, solange er sich selbst als Mensch nicht ändert. Deswegen musste er rein materiell betrachtet, eine vollkommen sinnlose Tätigkeit ausüben, weil es um eine innere spirituelle und seelische Wandlung ging, die von ihm eingefordert wurde.

Er kam nie ans Ziel, weil er verstehen musste, dass wenn er nach Macht (Pluto) strebt, er nie das Ziel der Erleuchtung und Seligkeit (Neptun) erlangen wird, sondern ganz im Gegenteil die Hölle (Pluto) erleben muss.
Die Strafe der Sinnlosigkeit und vergeblichen Mühe lehrte ihm, dass er sich in seiner spirituellen Entwicklung in einer Sackgasse befindet und er sich nach Innen wenden muss, um eine Transformation zu vollziehen.

Meine Erfahrung mit Sisyphus

Bei mir steht zum Beispiel Sisyphus in der Radix im neunten Haus des Unterrichtens und bildet sowohl ein Quadrat zur Sonne (leicht) und ein Quadrat zu Merkur. Ich habe hunderte astrologische Deutungen in meinem Leben mehrfach beschrieben. Mit jedem Mal drang ich tiefer zur Wahrheit vor, obwohl ich wie gesagt immer wieder dieselben astrologischen Deutungen beschrieb. Ich vertiefte durch die Wiederholungen mein Verstehen und verbesserte mich als Astrologe und Mensch, durch die Beschäftigung mit den Tugenden und Untugenden einer jeden Konstellation.
Ich erkannte für mich, dass ich hierbei nie ans Ziel kommen werde, sondern es einfach darum geht, in meinem Fach besser zu werden, um anderen besser dienen zu können und gleichzeitig mich selbst als Mensch dadurch bessere.

Radix Frank

Es gibt kein “umsonst gemacht”. Umsonst hat der Mensch nur etwas gemacht, wenn er nicht die Ewigkeit zur Grundlage seiner Motivation im Handeln macht und nur nach materiellen Ergebnissen zu seinem persönlichen Vorteil oder Gewinn strebt. Solange wir den Sinn an materielle Ergebnisse knüpfen, befinden wir uns in Wirklichkeit in einer spirituellen Sackgasse.
Nur wenn der Mensch seinem Erdendasein den Sinn der spirituellen Entwicklung zugrunde legt, wird er erkennen, dass es letztlich immer um die inneren Resultate geht, da diese von Dauer sind beziehungsweise in alle Ewigkeit Bestand haben werden. Alles Materielle hingegen vergeht und müssen wir eines Tages wieder loslassen.

Sisyphus lehrt uns, dass wir uns nach Innen wenden müssen, um in unserer Motivation selbstlos zu werden.

Die Macht der Götter

Die Macht der Götter gründet in ihrer Tugendhaftigkeit und Reinheit, nicht weil sie intelligenter, trickreicher oder stärker wären als die Menschen. Sie sind Götter, weil ihr Herz rein und ihre Absichten selbstlos sind, weswegen ihr Geist vom Heiligen Geist geleitet wird, sodass ihr Tun immer sinnvoll ist.