Der spirituelle Lehrer und das Erwachen
Zu erwachen bedeutet sich aus den geistigen Quellen Gottes zu speisen. Wir erinnern uns an das, was unsere Seele erlebt hat, wissen ohne etwas gelernt zu haben und sehen in uns, wofür wir uns interessieren. Ohne jemals einen Doktortitel erlangt zu haben, verstehen wir mehr vom Leben und seinen Geheimnissen zwischen Himmel und Erde, als alle Doktoren zusammen. Wir werden intuitiv.
Wer einem echten spirituellen Lehrer begegnet, der wird erwachen, wenn es ihm gelingt an seiner Seite zu bleiben. An seiner Seite zu bleiben, ist jedoch schwerer als erwartet, denn der Lehrer wird nur bedingt auf das Ego des Schülers Rücksicht nehmen.
Deswegen ist das Erwachen schmerzhaft, denn wir können nicht mehr verdrängen, vergessen und uns selbst und andere belügen. Der echte spirituelle Lehrer zeigt uns den Spiegel unserer Seele. Er sieht unsere Schattenseiten, die wir vor uns selbst und anderen verbergen wollen.
Der Lehrer wird durch seine Anwesenheit in unserem Leben, unseren schlechten Eigenschaften auf die Pelle rücken, bis wir selbst das tun. Sollten wir uns hartnäckig wehren, was so gut wie immer der Fall ist, dann wird der Lehrer uns jedoch zu nichts zwingen, sondern nur seine Aufmerksamkeit von uns abziehen, um uns den nötigen Raum zu geben, unsere Wahl aus innerer Erkenntnis zu treffen.
Ab einem gewissen Zeitpunkt müssen wir selber den Weg gehen, doch kommt dieser Zeitpunkt erst dann, wenn wir verklärt sind. Bis dahin sind jedoch 90% der Schüler schon über alle Berge, weil es ihr Ego nicht ertragen hat, zerstört zu werden. Shiva!
Autonomie
Erwachen führt immer in die Selbständigkeit und Autonomie, denn man ist so reif geworden, dass man sieht, was zu tun ist. Man braucht niemand mehr, der einem sagt, was zu tun wäre.
Die Menschen tun allerdings immer das, wozu sie gerade Lust haben, wenn sie es sich aussuchen können. Ihre Sinne bestimmen.
Der Erwachte tut jedoch immer das, was gerade Sinn macht und womit er das Erwachen der Menschheit durch sein Wirken unterstützt. Sein Ego hat schon lange nichts mehr zu melden, weswegen er ja selbständig geworden ist und über eine große Autonomie verfügt.
Der Erwachte herrscht über seinen Geist und folglich über seine Sinne.
Wer ist dieses Ego?
Das Ego ist unsere Ichbezogenheit. Unser Egoismus, uns selbst der Nächste zu sein. Das Ego ist die Abhängigkeit von unseren physischen Sinnen und die Macht, die sie über uns haben. Das Ego ist die Identifikation mit der materiellen Ebene und der Illusion auf den Leim zu gehen, dass diese die Ursache sei. Das Ego ist unsere Distanz zu Gott.
Das Ego wird immer größer, je mehr wir wissen. Darin besteht eine große Gefahr auf dem spirituellen Weg, dass wir das Wissen überschätzen und nicht sehen, wo wir in Wirklichkeit auf dem Weg stehen.
Aber es gibt einen Beweis, der uns genau zeigt, wo wir stehen. Die Gedankenstille. Das Ego ist erst verschwunden, wenn unsere Gedanken still geworden sind. So einfach können wir messen, wie es um unser Ego steht.
Wenn wir uns nicht mehr wichtig nehmen, unser Verstand zu schweigen beginnt und wir anstatt dessen uns freuen, wenn wir mit dem, was wir können, dienen. Wir sind liebend und gebend geworden.
Dieser erwachte Mensch, der sein Ego zerstört hat, tut automatisch das, was Gott von ihm wollte. Intuitiv trifft er in jedem Moment die richtige Wahl. Das kann man auf keiner Universität lernen, sondern nur bei einem echten Guru, der uns in den Zweikampf mit unserem Ego führt und das K.O. des Egos einfordert.
Stimmt. Osho war kein Guru, denn es ist ihm nicht gelungen seinen Schülern das Ego auszutreiben und sie vom Dunkel ins Licht zu führen (Guru = Von der Dunkelheit in das Licht).
Es sind mir im Laufe meines Leben einige seiner Schüler begegnet, oder sagen wir vielleicht besser Anhänger seiner Person und Lehre, doch da war keiner dabei, der seine Schattenseiten transformiert hätte. Der Schatten wurde nur durch spirituelles Geplapper und Wissen überlagert. Unter der Oberfläche, im Wesenskern, hat sich jedoch kaum etwas Wesentliches verändert.
Doch die meisten von Ihnen waren mir sympathisch, so wie Osho selbst.
Man muss genau hinschauen und darf seine Kriterien als Guru nicht aufweichen, weil die meisten Schüler unterwegs davonlaufen. Ein paar wenige Erwachte sind mehr wert, als eine Herde Scheinheiliger.
Ist der Geiz weg? Ist der Stolz weg? Ist die Arroganz weg? Sind die Minderwertigkeitsgefühle weg? Sind die Ängste im Schüler weg, oder tut dieser nur so, will jedoch nicht den Preis zahlen, sich tatsächlich zu transformieren.
Wie gesagt. Es ist das größte Glück einem echten Guru zu begegnen, nur darf man nicht vergessen, dass es bei den Hindus, ebenso wie bei den Christen, in Wirklichkeit nur einen Guru gibt. Gott ist der Guru der Gurus. Shiva, der Zerstörer deines Ego.