Die Struktur unseres Schicksals

Um meinem Deutungsansatz und Herangehensweise an eine Radix leichter verstehen zu können, gilt im ersten Schritt zu akzeptieren, dass unsere Radix das Resultat unserer bisherigen Existenzgeschichte ist. Es beschreibt die Wahrheit über unser Wesen und unsere Vergangenheit. Die Radix erzählt, wie wir gewesen sind, woran wir geglaubt haben, wodurch wir uns Talente erworben haben und wo wir uns von der Wahrheit und Liebe entfernt haben.

Im zweiten Schritt blickt man nach vorne und will seine Mission und Aufgabe verstehen, die gleichzeitig in unsere Radix geschrieben wird. Was haben wir einerseits zu lernen, was uns aus der Vergangenheit nachhängt und was sind unsere Ziele für diese Inkarnation?

Was von mir nur als ein kurzer Bick in die Vergangenheit und ein kurzer Blick in die Zukunft beschrieben wird, sind in Wirklichkeit tiefe längerfristige Selbsterkenntnisprozesse, die unsere Persönlichkeit durchlaufen wird, bis sie einen klaren Blick für das erhält, was in ihrer Radix steht. Noch fehlt das Licht, um zu sehen.

Haben wir Vergangenheit und Zukunft, Karma und Geschichte, als auch unsere Mission in unserer Radix verstanden und eine Vision von unserem Leben entwickelt, wendet man sich der Selbsterziehung in der Gegenwart zu, um einerseits sein Karma aufzuarbeiten beziehungsweise mich als Mensch zu bessern und andererseits geschieht dies dadurch, indem wir bereits versuchen unserer Aufgabe, unserer Mission und Vision von unserem Leben gerecht zu werden.

Die Vision für diese Inkarnation baut jedoch auf unserer Mission auf, als auf das, was die göttliche Vorsehung für uns vorgesehen hat (Medium Coeli usw.). Unsere Vision sollte (darf) in keinem Widerspruch zu unserer Mission und Aufgabe stehen.

Auf diese Weise vereinen wir bereits Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft in einem Erleuchtungsprozess.

Idealist oder Relativist?

Ich trete so entschieden gegen die Relativierung und die Philosophie des Konstruktivismus auf, weil diese Philosophien dem Erleuchtungsweg entgegenstreben. Das Horoskop wird nicht mehr ehrlich beurteilt. Gibt es kein Ideal, gibt es keinen Gott, gibt es keine Absolute – die Zahl 1 – eine Wahrheit, endet im Endeffekt alles in der totalen Verwirrung und im Chaos, so unter dem Motto: “Alle Wege führen nach Rom, nur kommt keiner mehr in Rom an.”

Wenn wir alle Maßstäbe aushebeln, Moral relativieren und zwischen Tugend und Untugend nicht mehr unterscheiden, wohin soll uns dann die Reise führen?
Die Zahl 1, die Einheit, sagt nicht aus, dass wir trotz aller Unterschiede (2) alle eins sind.
Die Zahl 1 steht für das Eine, das Wahre, das Einzigartige, das Ewige und Zeitlose, Gott.

Haben wir Himmelskörper im Exil, im Fall oder schlecht aspektiert, sodass sie nicht für den Platz auf dem Podest geeignet sind, um einen Orden zu erhalten, dann war dies kein zufälliges Los, welches wir gezogen haben, sondern es war das Urteil der göttlichen Vorsehung über unseren bisherigen Weg.

Selbstverständlich können wir uns negative Konstellationen schönreden, doch dann werden wir das Potential und die Herausforderung, die in dieser Schicksalserschwerung liegt, nicht bewältigen oder gar eine Stärke daraus machen, indem er wir uns entsprechend erziehen und korrigieren.
Zuerst gilt es diese Beurteilung über uns zu erkennen, zu akzeptieren und zu verstehen.

Der Idealist stellt sich aufrichtig diesem Selbsterkenntnisprozess und akzeptiert das Urteil der göttlichen Vorsehung über seine Person und Existenzgeschichte. Der Relativist muss sich aufgrund negativer Konstellationen überhaupt nicht dazu veranlasst sehen, dass er über sich reflektiert und seinen Kurs korrigiert, oder gar sich umerzieht. Als Astrologe macht er es sich leicht, indem er einfach die Bedeutung der klassischen astrologischen Regeln zu relativieren beginnt.

Dies ist eine astrologische Philosophie, die ich im Laufe meiner Erfahrung als Astrologe als einen Irrweg erkennen musste, weil wir uns dadurch selbstgerecht verhalten. Wir akzeptieren kein “höheres astrologisches Urteil”, weil wir in Wirklichkeit nicht mit der Kritik umgehen können. Es darf keine höhere Autorität geben, die uns beurteilt. Die Wahrheit wird von uns aus Selbstschutz relativiert.

Gottes Zeigefinger

Anstatt froh zu sein, dass es ein ehrliches Zeugnis über uns gibt, eine wahre Geschichte, die uns unsere Existenzgeschichte aufzeigt, beginnen wir aus Stolz und Scham die astrologischen Regeln zu verwässern, indem wir zu früh in die Psychologie eintauchen und unser Schicksal systemisch eruieren und letztlich glauben, dass uns das Schicksal alles bereit hält, wenn wir nur wollen.

Unsere Radix ist jedoch ein Schicksalsrahmen, aus dem wir uns unsere gesamte Verkörperung nicht hinausbewegen werden. Wir stehen nicht über den Sternen, sondern müssen das Beste daraus machen.

Unsere Radix ist in Wirklichkeit auch eine Darstellung unserer Beziehung zu Gott. Alles andere, also unser Schicksal, hat sich aus dieser Beziehung heraus entwickelt. Das Ideal einer jeden astrologischen Stellung und Konstellation ist das Göttliche in uns, welches wir hervorbringen könnten, wenn wir das Ideal verwirklichen. Was diesem Ideal in unserer Persönlichkeit widerspricht verhindert diesen Prozess unserer Erleuchtung.

Wer Gottes Zeigefinger akzeptieren kann, beziehungsweise die Beurteilung seiner Radix entsprechend dem Ideal, welchem wir gerecht werden sollten, vornimmt, der wird ein immer edlerer, Gott ähnlicher Mensch werden. Es wird in ihm ein Licht zu strahlen beginnen, durch welches er die Wahrheit von der Finsternis ganz natürlich zu unterscheiden vermag. Er sieht das Wahre, Schöne und Fruchtbare so klar, wie er andererseits die Lüge, das Hässliche und Verderbliche zweifelsfrei sieht.
Das meine ich mit der einen absoluten Wahrheit, die uns das Göttliche und Wundervolle offenbart, aber uns auch das Gottabgewandte und den Irrtum sofort erkennen lässt.

Derjenige, der jedoch den Zeigefinger Gottes, das Ideal in Allem, nicht akzeptieren will, der in Frage stellen will, was moralisch und was unmoralisch, was schön oder hässlich ist, weil er sich selbst seine Charakterfehler und vergangene Taten früherer Inkarnationen nicht eingestehen will, aber es auch in seiner Seele gar nicht mehr fühlen kann, der wird dieses Licht nicht in sich entfachen können, welches ihm das Göttliche offenbart.

Ob Krishna, Hermes Trismegistos, Zarathustra oder Jesus. Ein jeder von Ihnen lehrte die Unterscheidung zwischen den Gegensatzpaaren, sowie es in der Astrologie die Herrschaft, die Erhöhung oder das Exil und den Fall gibt usw.