Wie kann ich eine Wahl treffen, wenn sich mehreres zugleich wahr anfühlt

Man kann nicht wissen, ob man auf dem Erleuchtungsweg Erfolg haben wird. Wie weit kommt man? Wie funktioniert das mit der Erleuchtung überhaupt? Wie fühlt sich Erleuchtung an? Warum will ich eigentlich Erleuchtung? Kann ich Millionär werden und Erleuchtung erlangen? Brauche ich einen Guru?

Fragen über Fragen, die ich mir als Zwanzigjähriger stellte, als für mich mein Entschluss nach Erleuchtung zu streben, feststand. Ich hatte damals die Bücher von Franz Bardon in die Hände bekommen. Die Jahre zuvor hatte ich mich mit der Bagavad Gita und dem Yogapfad von Patanjali beschäftigt. Doch erst nach Franz Bardon hatte ich für mich einen Überblick, durch den ich Sicherheit gewann, dass es einen Weg gibt, der gangbar ist.

Wenn ich auch gläubig war, so war das Thema “Die Wahl deines Gottes”, soweit ich mich noch recht erinnere, erst in der vorletzten Stufe des ersten Buches “Der Weg zum wahren Adepten” endgültig zu entscheiden.

Der Weg zum wahren Adepten, die elfte Ausgabe von 1991, die ich noch besitze. Die Ausgabe zuvor, ging irgendwo unterwegs verloren.

Ich wäre kein Widder, würde ich nicht bereits das Ziel erreicht haben wollen. Oder zumindest so schnell als möglich. In diesem Punkt war ich mir jedoch unsicher. Vor allem hatte ich das Gefühl, dass Franz Bardon es nicht wirklich so meint. Irgendetwas empfand ich an der Wahl faul, vor die ein jeder gestellt wird.

Weshalb die Wahl? Gibt es zwei Götter? Meine innere Stimme sagte mir, dass es nur einen Gott gibt. Gott ist einzigartig. Aber ich selbst liebte die griechischen Götter bereits in der Schule, sowie ich Gott in der Kirche über dem Altar liebte. Der Eine da oben! Gott Vater, den Jesus als seinen Vater bezeichnete.
Ich war verwirrt. Ich wusste in mir, dass Krishna nicht log, als er sagte, er sei eine Verkörperung Gottes. Ich wusste in mir, dass Jesus nicht log, als er von seinem Vater im Himmel sprach. Ich wusste, dass die griechischen Götter existierten. Daran hatte ich ebenso überhaupt keinen Zweifel, wenn auch die Lehrer irgendetwas von Mythologie gefaselt hatten. Ich fühlte bereits in der Schule bei den Lehrern dasselbe wie in der Kirche bei den Priestern. Die Lehrer hatten keinen Tau wovon sie redeten. In mir konnte ich sehen und fühlen, dass die griechischen Götter existierten. Die wussten es nur nicht. Was sie redeten prallte an mir ab, denn ich fühlte in mir genau was wahr ist und was nicht wahr ist. Ich kannte in mir Alexander den Großen, Aristoteles, Platon und Homer.
Aber genau das verwirrte mich auch.

Wie sollte ich jemals eine Wahl treffen, wenn ich immer gefühlt hatte, dass der eine Gott, als auch die Götter alle wahr sind, an denen mein Herz hang?

Dreißig Jahre später

Eines Tages saß unerwartet ein Dreißigjähriger, materiell ehrgeiziger Muslim aus meiner Gemeinde bei mir zur Beratung. Seine Schwiegermutter, eine Österreicherin, hatte für ihn einen Termin ausgemacht. Als ich ihn, für die Schwiegermutter unbemerkt, im Gespräch antestete, indem ich so nebenbei die Frage für mich in den Raum stellte, ob die Christen und die Muslime vielleicht einen anderen Gott anbeten, fauchte er mich sofort aggressiv an, dass es nur einen Gott gibt und daher sein Gott derselbe ist wie meiner!

AstroPointer / Mohammed

Weshalb die Wahl?

Manche Fragen, die man sich im Leben stellt, liebt man. Ich liebe die großen Rätsel. Ich packe auch nicht gerne Geschenke aus. Das machen die Anderen für mich. Ich freue mich am meisten über das Geschenk, wenn ich noch nicht weiß, was drinnen ist. Ich kann es genießen, nicht zu wissen was drinnen ist. Da bin ich wieder ganz der Skorpionaszendent, kein Widder, der ungeduldig die Verpackung aufreißt. Mein Geschenk könnte Jahre lang unverpackt stehen. Lisa macht es für mich immer gerne auf.

Bereits in der Kirche als Ministrant, als ich immer wieder meine Selbstgespräche mit Gott führte, fühlte ich seine Nähe und wusste in mir, dass ich ihn unbedingt kennenlernen wollte. Ich fühlte aber, dass wir uns dafür Zeit geben müssen, denn sonst wäre das Geschenk bereits ausgepackt. Ich trug jedoch eine Vorfreude in mir, auf das große Abenteuer Gott, seine Geheimnisse und meine Bestimmung zu erfüllen, ihn im Laufe meines Lebens kennenzulernen.

Der Widder in mir

Widder sind intelligent und dumm zugleich. Sie denken nie nach, bevor sie handeln und doch sind sie immer wieder die Ersten im Ziel. Zumindest sofern die Ziele absehbar sind.
Ich las damals viele esoterische, philosophische, astrologische und okkulte Bücher in meinen Zwanzigern. Letztendlich blieben drei Bücher über. Die Bardonbücher (sind für mich wie ein Buch), die Bagavad Gita und die Yoga Sutren des Patanjali.

Für mich stand bereits mit fünfzehn fest, dass ich Gott wo anders suchen muss, denn die Priester in der Kirche hatten mich als Ministrant nicht überzeugt. Es gab zwar zwei Pfarrer, die mochte ich sehr, da ich bei Ihnen die Liebe zu Gott fühlte. Sie lebten woran sie glaubten, doch konnte mir keiner von Ihnen durch das, wie er war, meine Fragen beantworten. Auch meine Religionslehrer nicht, auch meine tiefgläubige Oma nicht. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass die große Frage nach Gott selbst, unter den Gläubigen ein Tabuthema war und ist, weil sie keiner wirklich beantworten kann. Gott ist eine Privatangelegenheit, da frägt man nicht danach.

Der erleuchtete Millionär

“Jetzt war ich schon fünfundzwanzig und hatte noch immer nicht die Erleuchtung. Scheiße mir läuft die Zeit davon, denn in meiner Vorstellung fing es ja erst mit der Erleuchtung an, richtig spannend zu werden.”
Wenn ich es mit meinen Kumpels wieder einmal krachen ließ und das war wirklich bei jeder Gelegenheit, die sich anbot, malten wir uns in unserer Phantasie aus, wie geil es doch wäre, wenn wir dann als Erleuchtete Wunder machen und zugleich millionenschwere Gurus sind. Ich hatte meine Kumpels bereits von meinem Erleuchtungstrip angesteckt. Meine größenwahnsinnigen Phantasien kamen bei Ihnen bestens an. Der Unterschied bestand jedoch darin, dass ich es wirklich ernst meinte.

Zwei meiner häufigsten Begleiter waren der ehemalige Hans Holbein der Jüngere und der ehemalige Thomas Morus.

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Hans Holbein der Jüngere / Gegenwart

Im Nachhinein bin ich mir sicher, dass wir bereits damals, als ich beide als Agrippa von Nettesheim in London an der Seite von Heinrich VIII. kennengelernt hatte, zusammen exzessiv Alkohol genossen und philosophierten.

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Thomas Morus / Gegenwart

Holbeins Vater war ein außergewöhnlicher Typ. Er ist leider schon verstorben und ich habe kein Bild mehr von ihm. Ich hätte mich nochmals gerne mit ihm unterhalten. Des Vaters Bruder war mit meinem Vater befreundet und las immer meinen Börsenbrief. Er lobte mich auch dafür, worüber mein Vater stillschweigend hinwegsah, obwohl er es ihm direkt in das Gesicht sagte.

Jedenfalls war Holbeins Vater ein Finanzbeamter in höherer Position, zugleich Quartalssäufer und ein guter Schachspieler, mit dem ich mich gerne duellierte. Wir spielten damals alle in etwa Vereinsniveau auf Brett sechs bis acht, doch keiner spielte im Verein außer mein Vater am zweiten Brett und ab und zu am ersten Brett, wo sich die besten Spieler des jeweiligen Vereins begegneten.
Ich spielte jedoch in jeder Spelunke jederzeit Schach um Geld, aber auch Kartenspiele um höhere Summen Geld und gewann dabei sehr häufig. Wir waren alle Spieler durch und durch. Holbeins Vater auch.
Ab und zu betranken wir vier uns auch gemeinsam in Holbeins Vater Haus, wobei ich mich immer mit Holbeins Vater unterhielt. Er hieß Werner, hatte einen Vollbart schwarz/weiß, runde Brillen, athletische Figur und wusste wer er in früherer Verkörperung war. Zwischendurch lag er tagelang in seinem Zimmer, las Bücher und tat irgendwelche geistigen Übungen, wie mir sein Sohn erzählte. Aber er sprach nie darüber in der Familie.
Ich fühlte jedoch auch bei ihm, dass er im Rausch die Wahrheit erzählte. Er wusste einiges über den magischen Weg, redete jedoch mit niemand in der Familie darüber, außer immer wieder mal im Vollrausch mit uns zusammen.

Während wir uns gemeinsam besoffen, zockten, oder nackt im Wochenendhaus vom Nachbarn in der Nacht badeten, rief er uns Stockbesoffenen in die Runde, “dass der Frank den großen Weg gehen werde”. Er hätte sich für den kleinen Weg entschieden. Er war ein Wassermanngeborener, Jahrgang 42.
Holbein der Jüngere, sein Sohn, wusste nicht so recht was er meinte und was er damit anfangen soll. Noch dazu machte ihn das Verhalten in seinem Innersten etwas eifersüchtig, wenn er auch wusste, dass ich nichts dafür konnte, wenn sein Vater wieder einmal die Grenzen überschritt und im Vollrausch zum Weissagen anfing. Egal, wir soffen alle weiter. Die Nacht war noch nicht vorbei.

Gewissenskonflikte zwischen Millionär, James Bond und Erleuchteter

Der leidende Jesus am Kreuz vermittelte mir keinen Spaß und hatte sicherlich wenig zum Lachen und auch selber nicht viel Spaß. Krishna hatte hingegen viel mehr Spaß und er war noch dazu siegreich in der Schlacht, gemeinsam mit Arjuna. Mein Abenteurer in mir wollte sich lieber Krishna anvertrauen. Da ging beides. Millionär sein, Könige, Frauen, Sieger in der Schlacht und Erleuchteter, sodass man den maximalen Spaß hat und vorne dabei ist.

Wie es sich herausstellte war ich inzwischen dreiunddreißig, hatte weder die erhoffte Erleuchtung, noch die Millionen. Scheiße, warum dauert das bei mir nur so lange. Der Franz Bardon schreibt da von ein paar Monaten üben und ich hatte nicht das Gefühl, dass wir beide uns unähnlich sind. Was mache ich diesmal falsch?

Meta Franz Bardon + Freund, dessen Trauzeuge er war, mein Jüngster geboren 2004

Irgendwie konnte ich im Rückblick keinen Fehler entdecken. 🙂 Ein Widder in der Reflexion. Ich hatte ja gar nicht nachgedacht, sondern war einfach immer im Handeln. Mein Leben ist mir so passiert, immer auf dem Erleuchtungstrip und nach Möglichkeit Millionär, wenn auch die Prioritäten klar waren. Auf alle Fälle wollte ich nichts auslassen, was wert gewesen entdeckt zu werden. Somit hatte mein Leben genug Dramatik und Spaß gemacht, um in Wirklichkeit mein Leiden zu betäuben. Es war eine wirklich wilde Zeit in meinen Zwanzigern. Aber weder war ich erleuchtet, noch hatte ich die Millionen und war jetzt schon dreiunddreißig.

Das Leben geht weiter

Ich musste mich dazu entscheiden Lehrer zu werden, obwohl ich die große Frage, die Wahl, welcher Gott, ich mir noch immer nicht endgültig beantworten wollte und konnte. Ich wäre gerne erst dann als spiritueller Lehrer in Erscheinung getreten, wenn ich bereits ein Erleuchteter gewesen wäre, diese Frage in mir beantwortet, hellsichtig bin und Wunder machen kann. Einfach nur Astrologielehrer, hmmm? Irgendetwas war falsch gelaufen. Ich war nicht schnell genug gewesen.
Aber mir blieb keine Wahl. Das dritte Kind war unterwegs, ich unterrichtete bereits Astrologie und hatte viele Beratungen. So viele Menschen vertrauten sich mir an, obwohl ich gar kein Erleuchteter war? Aber wer weiß das schon so genau, dachte ich mir. In meiner Vorstellung war ich es auf alle Fälle nicht. Weder Millionär, noch Erleuchteter. Die Fakten sprachen eindeutig dagegen.

Lag es an meiner nicht getroffenen Wahl? Lag es an meinen wilden Zeiten? Ich wusste es nicht, wenn ich auch bereits damals viel mehr wusste, als alle, die mir begegneten. Ich traf auf niemand, von dem ich was lernen konnte und der mir hätte sagen können, woran es liegt, dass ich noch kein wundertätiger Fünfeingeweihter bin. Ich fühlte bei jedem dieser “Gurus”, dass die unter mir stehen, wenn ich auch erst dreiunddreißig war.
Sie denken sich jetzt, Mann, war und ist der eingebildet. War ich aber nie. Hätte ich nur meinen Einbildungen von Anfang an noch mehr vertraut.
Ich war echten Magiern begegnet. Ich hatte Dämonen gesehen, magische Angriffe erlebt und einiges mehr. Es war wie eine Fortsetzung meiner Verkörperung als Franz Bardon. Bereits in jungen Jahren lernte ich die Gegenseite kennen. Ich hatte durch die Praxis erfahren und die Theorie gelernt, bevor ich Jahre danach erst alle Zusammenhänge verstanden hatte, um meine Wahl zu treffen.

Ich war nicht zu stolz, ich war immer bereit alles in die Waagschale zu werfen, ich hob jeden Stein auf und schaute darunter, ob dort die Erleuchtung zu finden ist, ich war immer für andere da, die meinen Rat brauchten. Woran lag es? Am Wissen und Erfahrung konnte es nicht gescheitert sein und schon gar nicht an meinem Willen.

Ich kannte damals bereits ein paar wenige Verkörperungen von mir. Trotzdem, was war los? Da muss ja deutlich mehr drinnen sein? Der Widder in mir war stets unzufrieden, denn er wurde mit einem Steinbockmond und einem stark besetzten sechsten Haus konfrontiert. Es war die Zeit, in welcher ich ahnte, dass ich mir als Franz Bardon selbst meine Bücher geschrieben hatte. Ich wollte es mir nur nicht eingestehen, wie ich jetzt mit dieser Steilvorlage darin versagen konnte. Mir waren alle meine Erfolge zu wenig, wenn ich auch in meinen geistigen Übungen so langsam gewisse Fortschritte erzielte. Ich wusste um meine spezielle Kraft, denn letztendlich konnte mir von all den Magiern, die mir begegnet waren, keiner mehr was anhaben. Ich hatte ihre Lügen durchschaut und von ihren Dämonen hatte ich keine Angst mehr. Die mussten weichen. Ich fühlte mich aber trotzdem in keiner Weise erleuchtet.

Das Geschenk hatte ich noch immer nicht ausgepackt

Die göttliche Vorsehung ließ mich warten. Ich hatte inzwischen Erfolg mit meinen Büchern, Ausbildungen und Beratungen. Okay, das Leben wurde erträglicher, indem die kleinen Erfolge konstant wurden, sodass ich das Gefühl hatte immer erfolgreicher zu werden. Mein Jupiter im zehnten Haus hatte sich ein wenig realisiert. Egal, Hauptsache vorwärts und hinauf. Von Zufriedenheit keine Rede, denn ich will in den Olymp.
Die Vorsehung hatte mich zumindest mit Arbeit zugeschaufelt. Ich arbeitete für meine Familie, für meine Vision und konnte mir etwas aufbauen, doch ich fühlte mich nicht wie im Olymp.

Exakt in den Tagen um den 21.12.2012, dessen Bedeutung im Zusammenhang mit dem Mayakalender mir erst ein paar Wochen später bewusst wurde, wurde mir das Geschenk ausgepackt. Die Erscheinung von Johannes, dem Lieblingsapostel Jesu, hatte den Dominostein ins Rollen gebracht, sodass alle Irrtümer und falsche Fährten, Lügen und Täuschungen, die mir bis dahin gelegt wurden, endgültig in sich zusammenstürzten. In den darauffolgenden Wochen und Monaten wurde mir peu a peu meine Reinkarnationslinie bewusst. Ich hatte den roten Faden. Ich musste ihm nur weiter folgen. Was für ein Vergnügen. Jetzt begann das Leben richtig Spaß zu machen.
Ja, es war eine Zeit der Erleuchtung. Ich konnte zwar keine Wunder machen, noch konnte ich wie Jesus bei der Auferstehung vor den Augen seiner Jünger in die Lüfte entschweben, noch hatte ich Millionen gemacht, aber im Nachhinein betrachtet war es eine Zeit der Erleuchtung.

Ich hatte damals endlich verstanden, weshalb ich, den nach Einweihung strebenden Studierenden im Weg zum wahren Adepten, erst in dieser Stufe vor die Entscheidung der Wahl gestellt hatte. Ich musste nicht mehr wählen, denn jeder meiner Erwählten war der Richtige gewesen.