Chiron, der Außenseiter

Die ersten Bücher, die ich über Chiron las, vermittelten mir ein deutlich positiveres Bild von seiner Wirkung, als ich dies im Laufe der Jahre in der Praxis beobachtete. Seine heilende Wirkung wurde stets hervorgehoben, doch der Schmerz, der Ausgrenzung und Zurückweisung, die durch ihn erfahren wird, kam meines Erachtens in den Beschreibungen zu kurz.

Beobachtet man die Transite des Chiron, so könnte man von schmerzvollen und heilsamen Erfahrungen sprechen. Allerdings erfolgt nicht immer auch eine Heilung, sondern oftmals bleibt nur eine schmerzvolle Wunde zurück, mit der man lernen muss zu leben. Doch gerade diese Erduldung von Leid, Einsamkeit und dem Gefühl nirgends dazuzugehören, macht uns tief und wir begeben uns früher oder später auf eine mystisch spirituelle Reise.

Chiron macht uns immer wieder bewusst, dass wir heimatlos sind und nur durch die innere mystische Reise auf dem Erleuchtungsweg eine Heimat finden werden. All der Schmerz, den man durch Chiron erfahren kann, will uns zu dieser Erkenntnis führen, dass wir uns auf den Einweihungsweg beziehungsweise Erleuchtungspfad begeben müssen, um Heilung für uns zu finden.

Chiron ist ein Transsaturnier, weswegen er Umstände herbeiführt, durch die wir schicksalshaft in familiäre und gesellschaftliche Strukturen hineingestellt werden, in welchen wir Außenseiter sind. Ob wir als Kinder in einer fremden Umgebung aufwachsen, weil die Eltern im Ausland leben, oder aber einfach nur der Außenseiter in unserer Familie sind, mit dem keiner etwas anfangen kann. Chiron vermittelt uns, dass wir in dieser Sippe, in welche wir hineingeboren worden sind, Außenseiter sind.

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Chiron ist keineswegs nur Opfer

Chiron ist ein impulsives kriegerisches Wesen und keineswegs ein sanftes handsames Wesen. Chiron kann auch wütend vor Schmerz sein und andere in seiner Wut verletzen, oder diese zurückweisen. Erst mit dem Alter wird der Chironier abgeklärt und ruhiger werden.
Chiron lehrt uns, dass wir uns selbst erziehen müssen, um auf andere Menschen heilsam zu wirken. Gelingt dieser Selbsterziehungsprozess,  wird dieser Mensch in zahlreichen Gebieten, für die er sich interessiert, außergewöhnliche Qualitäten entwickeln und kann anderen Menschen ein Lehrer, Heiler und Ratgeber werden.

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Chiron, Peleus und Kind Achilles

Chiron und unser Schicksal

Unter Chiron lernen wir, dass es Konstellationen im Leben gibt, die man nicht ändern kann und die uns schicksalshaft vorgegeben sind. Man lernt, unter erschwerten Bedingungen das Beste aus der Situation zu machen. Man kann dem Chironier nur raten, dass er lernt Ruhe zu bewahren und fähig zu werden Schwieriges zu erdulden und Schmerzen auszuhalten. Selbstmitleid hilft bei Chiron nicht, sondern Chiron ist ein Krieger, der dem Menschen lehrt, dass er auch unter Schmerzen vorwärts gehen muss, wenn dies sein Schicksal erfordert. Das Leben geht weiter.